Simones Reiseschnipsel

Einschachteln & Ausschachteln

vom
7.5.23


Wenn ein Rad eine Reise tut

Von der warmen, komfortablen Stube in die weite Welt, kann auch für mein Fernwehrad alias "Wanderlust" anstrengend sein. In Dublin angekommen, erkundigte ich mich bei "360 Cycles", ob sie auch Fahrräder für den Flugtransport einpacken. Ja, für 55 Euro, aber ich müsse das Cycle gleich da lassen. Es wäre spätestens bis zum Abflug in vier Tagen bereit. "360 Cycles" findet sich an der 360 Clontarf Road und arbeitet sieben Tage in der Woche, ebenso am 1. Mai. So dann mit Taxi und Fernweh in der Schachtel zum Flughafen. Aufgabe beim Schalter für Oversize Baggage für 75 Euro und schwupp, das Fahrrad wieder aus meinen Händen. Ein Zustand, der mir nie behagt.

In Seattle angekommen, noch immer 1. Mai. Das Fahrrad schon bereit zur Abholung, neben der Baggage Claim bei der Oversize Ausgabe. Wiederum mit Schachtel auf Trolley zum Taxi, von da zur Unterkunft. Der Fahrer wollte wissen, ob ich schon mal in den Staaten war. Yes, but years ago. So before the internet? Welcome to the USA!

So schnell und reibungslos, das hatte ich nicht erwartet. Ein Sportgepäck darf maximal 23 Kilogramm wiegen, meines hatte 19.2 Kilogramm. Die Schachtel hat zwei Oeffnungsgriffe, so konnte ich sie selbst tragen. Auch die Investition in einen Reisesack, der 80 Liter fasst und 200 Gramm wiegt, hat sich gelohnt. Die vier Satteltaschen und das Zelt mit Schlafsack passen perfekt rein und es hätte noch Platz für mehr. Nur schleppen könnte ich ihn nicht mehr. Auch für die Weiterreise mit Zug und Bus, ist die Tasche Gold wert. Ich nehme sie, nicht leicht, an meine linke Schulter und das "Wanderlust" bleibt in meiner rechten Hand.


Noch keine Meisterin

In Seattle zwei Nächte in einem Hostel, wo per se alles unkompliziert ist. In einer Ecke der Speiseräume hingen noch weitere Fahrräder von Gästen an der Wand. Früh am Morgen dann Fernweh auspacken und zusammensetzen, damit ich um 10 Uhr beim nächsten Fahrradgeschäft sein kann. Auch dieses hatte mehr Aufträge als Hände. Zahlt man, tickt die Uhr schneller. Um Wartezeit und Geld zu sparen, lohnt es sich sicherlich, im Voraus einen Servicetermin zu buchen. Wenn man darauf vertraut, dass es das passende Fahrradgeschäft ist und die Reise so verläuft, wie geplant. Bis auf zwei "Komponenten", konnte ich alles wieder an seinen Platz "mechen". Das Pröbeln und Tüfteln und die Sache in die Hand nehmen, das macht mir Freude. Trotzdem hoffe ich, dass es auf der Reise beim Pflegen des Fahrrades bleibt. Daher gut, wenn ein Profi nochmals alle Schrauben zieht und checkt, ob fahrradtüchtig und sicher. Auch nach den ersten 1'200 Kilometern in Europa passt ein kleiner Service.


Start mit Lachs und Fähnchen

Weiter ging die Reise von Seattle per Bahn nach Portland. Und von da am nächsten Tag per Bus nach Astoria. Auch wenn der öffentliche Verkehr nicht vergleichbar mit dem in der Schweiz ist, die Mitnahme vom Fahrrad habe ich als sehr unkompliziert erfahren. Vielleicht, weil der öffentliche Verkehr hier nicht intensiv genutzt wird. Von Seattle nach Portland fahren pro Tag zwei Züge und Platz hatte es genügend. In dem grossen Bus waren wir nur fünf Fahrgäste.

Astoria ist eine kleine Küstenstadt im Bundesstaat Oregon an der Pazifikküste südlich von Seattle und offizieller Startpunkt des TransAmerica Bicycle Trail. Gleich bei der Bushaltestelle findet sich Scott Lees Bike Shop "Bikes & Beyond". Ein Tüftler, der auch Lösungen findet, wenn er kein neues Ersatzteil hat. Ein alter Reifenheber aus Plastik wurde gekürzt und gelocht und kurzum zu einem neuen Radtaschenhalter. Und spätestens jetzt war es Zeit, ein hoffentlich unübersehbares Velofähnchen zu montieren. Sicher ist sicher, soweit möglich.

Abschliessend offerierte mir Scott noch eigenen geräucherten Lachs zur Degustation in der Werkstattküche. Ein wenig Protein und Salz wären die perfekten Zutaten für meinen Start. Früher war Scott Hochseefischer in Alaska, in der fünften Generation und norwegischer Abstammung. Für das Fischen sei er nun zu alt. Und das Geschäft mit den Fahrrädern floriere seit Corona und mache Freude. Da habe er mehr Kontakt zu Menschen wie auf See. Ob Scott, Zack oder Dean, allen bin ich sehr dankbar für ihre unkomplizierte und freundliche Unterstützung!

No items found.