Nun bin ich seit dem 1. Mai in den USA auf Reisen. Langsam fahre ich mit meinem Fahrrad "Wanderlust" durch das Land. Noch immer warte ich auf das Gefühl, hier angekommen zu sein. Bis jetzt nur ab und zu und kurz. Immer wieder drehen Seattle, Portland & Co. und was dahinter steckt, Runden in meinem Kopf. Die vielen Obdachlosen und die Drogenszenen in diesen Städten haben mir zugesetzt. Zugleich sind wir bald 700 Kilometer davon entfernt. Es scheint, es lässt sich nicht mehr entfernen. Vielleicht verstehen? So fahre ich weiter, denke weiter, sehe weiter, rieche weiter, höre weiter, lese weiter, fühle weiter, erfahre weiter. Und ich schreibe weiter. Um mich nicht in meinen Gedanken und meine Gedanken zu verlieren.
Starte ich meine Fahrradtour,...
...fühlt es sich freudig und übermütig an. Immer auch ein wenig besorgt vor dem Ungewissen. So sind Sorge tragen und Sorgfalt gute Begleiterinnen. Ich nehme mir jeden Abend vor, sie am Morgen zu begrüssen und am Abend zu verabschieden. Ab und zu vergesse ich sie. Spätestens, wenn ein Graben zu nahe kommt. Ich die kläffenden Hunde zu spät in ihre Schranken weise. Unkonzentriert oder abwesend Dinge verrichte, die nicht so gedacht, weil nicht gedacht. Meine sieben Sachen in Eile packe und sie suchen muss, wenn ich sie brauche. Meine Zeit verschwende, die ich nicht mehr erhalten werde. Zu spät eine Pause einlege und mir Kräfte fehlen. Dann erinnere ich mich an meine Begleiterin Sorgfalt. Und falte ab und zu auch die Hände.
Starte ich meine Fahrradtour,...
...vergehen meist ein, zwei, drei Tage in einem neuen Land, bis ich den Dreh finde. Zeit, in der das Neue, das Andere wirkt. Ich meine Sprache, meine Wege finde. Und so den Zugang zu den Menschen, der Sprache und den Regeln auf ihren Wegen.
Starte ich meine Fahrradtour,...
...füllen Eindrücke jeden Tag meine Sinne. Es fügen sich neue Puzzleteile in mein Denken. Alte erhalten eine andere Farbe oder passen nicht mehr in meine Bilder. In mein vermeintliches Wissen - oder ergeben einen neuen Sinn.
Starte ich meine Fahrradtour,...
...begegnen mir Menschen, die mir ihre Erfahrungen weitergeben. Die an meinen Erfahrungen teilnehmen möchten und ich an ihren. Das Teilen von gemeinsamen Momenten, von Wissen, von Gedanken, Blicken und Gesten, das ist vielleicht der Kern einer Reise.
Starte ich meine Fahrradtour,...
...ist das Reisen über Tage, Wochen und Monate ein tägliches Aufbrechen und Ankommen.
Heute, heute bin ich unterwegs angekommen. Hier am McKenzie River. Der breit rauschend, schäumend schnell fliesst. Wo sich zwei Strassen teilen und sich keine Alternative Richtung Osten mehr bietet. Der eine Bergpass (noch) geschlossen, der andere geöffnet. Zeit für eine Pause. Um meine Fahrradtour dann Richtung Sisters weiter zu starten.