* Dürfen wir Ihnen drei Fragen stellen? Wir müssen für die Schule Interviews führen.
+ Mais oui.
* Warum sind Sie hier?
+ Weil die Véloroute direkt durch dieses Areal führt.
* Wie fühlen Sie sich an diesem Ort?
+ Sehr nachdenklich und deprimiert.
* Warum?
+ Weil wir schon wieder Krieg in Europa haben.
* Und was hat der Ort mit Ihnen zu tun?
+ Ich frage mich, wie ich wohl geprägt worden wäre, wenn ich hier geboren wäre.
+ Und woher kommt ihr denn?
* Wir sind aus Paris und machen einen Tagesausflug mit dem Geschichtslehrer.
+ Und, wie fühlt ihr euch hier?
* Es ist so windig und kalt! Mais, c'est fou ici!
+ Und hat dieser Ort auch was mit euch zu tun?
* Nein. Nichts. Wir und viele andere der Klasse sind Kinder von Einwanderern. But we feel very French.
Gespräch mit zwei Schülerinnen bei der Gedenkstätte und Aussichtsplattform oberhalb Arromanches-les-Bains (D-Day-Landeabschnitt Gold Beach)
In den letzten Tagen fuhr ich von Cabourg nach Cherbourg. Mir war nicht bewusst, wie stark prägend und präsent die Landung der westlichen Alliierten in diesem Teil der Normandie noch heute ist. So viele Erinnerungsstätten, Bunker, Gedenksteine, Museen, Dokumentationszentern und Informationstafeln dicht beieinander. Und noch nie habe ich so viele Stopps auf meiner Reise eingelegt. Diese D-Day-Tage setzten mir zu. Nach dem Treffen mit den zwei Schülerinnen bei Arromanches, nahm ich mir vor, doch noch ein Museum zu besuchen. Ich habe es dann bei drei Stätten versucht. Entweder stand ich im Eingangsbereich und machte gleich wieder kehrt, weil mich alleine schon die militärischen Souvenirs abstiessen. Oder ich blieb bei der Buchauslage stecken und brauchte nach dem Stöbern bald wieder frische Luft. In Sainte-Mère-Eglise, wo eine Attrappe als Fallschirmjäger am Kirchturm hängt, wusste ich definitiv, mehr Krieg im Kopf ist für mich im Moment nicht möglich. Mir ist bewusst, dass wenn ich alleine reise, mir in diesen Situationen ein "Gspändli" fehlt. Heute Mittag habe ich in einem Restaurant einen Tisch mit einem Paar geteilt und wir kamen auf die heutige Präsenz des D-Days in der Normandie zu sprechen. Sie erzählten mir, dass es Freunden aus Deutschland ebenso ergangen wäre. Wir waren uns aber einig, dass diese Stätten weiterhin enorm wichtig sind. Nur, wo beginnt die Grenze von erinnern zu feiern oder nicht mehr wahrnehmen?